Nachhaltigkeitsstrategie
Die Formel E möchte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung und Förderung von Elektromobilität und nachhaltigen Verkehrslösungen spielen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 hat die die Elektro-Rennserie nicht nur als Wettbewerb, sondern auch als Plattform für Innovation und Technologietransfer in den Bereich der Straßenfahrzeuge gewirkt. Die Formel E ist Gründungsmitglied des „Sports for Climate Action Framework“ der Vereinten Nationen, dessen Ziele „Net Zero“ bis 2040 und eine Reduktion der CO2-Reduktionen um mindestens 50 % bis 2030 sind.
Schaufenster für Elektromobilität
Die Formel E dient als Schaufenster für die Leistungsfähigkeit und das Potenzial von Elektrofahrzeugen. Ein Teil der Rennen findet in Zentren bekannter Metropolen statt. Dadurch werden Menschen an die Rennstrecken gelockt, die sich teilweise bisher nicht für den Motorsport oder die Elektromobilität interessierten.
Technologische Innovationen
Die Formel E fungiert als Testlabor für die Entwicklung fortschrittlicher Elektroantriebstechnologien, Batteriemanagementsysteme und Energieeffizienzlösungen. Hersteller nutzen die Rennserie, um neue Technologien unter Wettbewerbsbedingungen zu erproben, die später in Serienfahrzeuge integriert werden können. Dazu gehören Verbesserungen in der Batterieleistung und Lebensdauer, effizientere Elektromotoren und fortschrittliche Ladetechnologien. In den ersten Saisons musste bei Rennmitte das Fahrzeug gewechselt werden, weil die Batterien noch nicht leistungsfähig genug waren. Der Fahrzeugwechsel entfiel 2018 mit der Einführung der nächsten Fahrzeuggeneration.
Rennfahrzeuge
Anders als in der Formel 1 kommen in der Formel E identische Fahrzeuge um Einsatz. Auch die Batterien werden zentral zur Verfügung gestellt. Die Hersteller konzentrieren sich ganz auf die Entwicklung des Antriebsstrangs und des dazugehörigen Energiemanagements, das in der Formel E eine entscheidende Rolle spielt und die noch junge Technologie insgesamt nach vorne bringt. Die Effizienz des Antriebsstrangs eines Formel-E-Rennwagens liegt bei 98 % im Vergleich zu rund 40 % bei Rennserien mit Verbrennungsmotoren.
Energieeffizienz und Regeneration
In der Formel E spielen Energieeffizienz und die Rückgewinnung von Energie eine zentrale Rolle. Ein interessanter Fakt ist, dass die Formel-E-Rennfahrzeuge mit einer eigentlich zu geringen Energiemenge ins Rennen gehen. Das Ziel erreichen sie nur, weil währen der Rennen Energie beim Bremsen rekuperiert wird. Die Teams und Hersteller entwickeln Strategien und Technologien, um die Energieeffizienz während des Rennens zu maximieren. Diese Technologien, insbesondere im Bereich der Energierückgewinnung beim Bremsen (Rekuperation), haben direkte Anwendungen in Serien-Elektrofahrzeugen, um deren Reichweite und Effizienz zu erhöhen.
Pit Boost
Der sogenannte „Pit Boost“ markiert eine technologische Zäsur in der Formel E, indem er erstmals ultraschnelle Ladevorgänge während des Rennens ermöglicht. Eingeführt in der Saison 2024/25, dient das Projekt als Testfeld für Hochleistungsladetechnologien unter Rennbedingungen und soll die Attraktivität des elektrischen Motorsports steigern. Das System lädt die Gen3-Evo-Fahrzeuge mit einer Leistung von 600 kW und übertrifft damit die Kapazitäten kommerzieller Schnellladesäulen um ein Vielfaches. In genau 34 Sekunden werden 3,85 kWh (ca. 10 % der Akkukapazität) nachgeladen, wobei ein spezieller Plug-in-Lader am Heck des Fahrzeugs zum Einsatz kommt. Als Pilotprojekt für zukünftige Straßentechnologien demonstriert der Pit-Boost die Rolle der Formel E als Innovationslabor. Die gesammelten Daten zu Hochleistungsladungen unter Extrembedingungen könnten die Entwicklung kommerzieller E-Fahrzeuge beschleunigen. Mit der in der Formel E eingesetzten Technologie könnte die 68-kW-Batterie eines Pkw in nur zehn Minuten aufgeladen werden.
Reifen
Die Reifen der Formel E bestehen zu 26 % aus Naturkautschuk und recycelten Fasern. Eine Besonderheit der Formel E ist die Verwendung eines Hybridreifens, der für jedes Wetter und jeden Untergrund geeignet ist. An einem normalen Rennwochenende werden pro Fahrzeug nur zwei Reifensätze verwendet, was die Zahl der Reifen und damit die CO2-Belastungen für Herstellung und Transport im Vergleich zu anderen Rennserien massiv reduziert. Durch die Verwendung eines Hybridreifens besteht zudem ein direkter Bezug zur Serienentwicklung.
Förderung nachhaltiger Lösungen
Die Formel E engagiert sich stark für Nachhaltigkeit, nicht nur in Bezug auf die Rennfahrzeuge selbst, sondern auch durch die Durchführung der Rennen und Events. Die Serie arbeitet an der Reduktion ihres eigenen ökologischen Fußabdrucks und fördert gleichzeitig das Bewusstsein für Umweltthemen. Dieses Engagement für Nachhaltigkeit kann als Vorbild für andere Bereiche des Straßenverkehrs und darüber hinaus dienen. Auch Aspekte wie die Reduzierung des Logistikaufwands, die Minimierung des Einsatzes von Einwegmaterialien bei Veranstaltungen und die Förderung von Nachhaltigkeitsbewusstsein genießen hohe Priorität.
Recycling
Wiederverwertbarkeit spielt in der Formel E eine bedeutende Rolle. Die aktuellen Rennfahrzeuge wurden erstmals mit verbindlichen Nachhaltigkeitskennzahlen entwickelt. Bei der Karosserie kommen Leinen und recycelte Kohlenstofffasern zum Einsatz, wodurch die Gesamtmenge neuer Kohlenstofffasern um 10 % reduziert werden konnte. Alle Kohlenstofffaserabfälle werden recycelt und bei der nächsten Herstellung neuer Fahrzeuge wiederverwendet. Die Batterien der Formel E zählen zu den fortschrittlichsten und nachhaltigsten der Welt. Sie bestehen aus nachhaltig gewonnen Materialien. Die Zellen werden in der jeweils übernächsten Saison wiederverwendet. Die Formel E beweist damit, dass Recycling von Batterien eine praktikable Lösung ist und die Abhängigkeit von neuen Metallen erheblich reduziert werden kann. Auch alle gebrauchten Rennreifen werden durch ein innovatives Verfahren namens Pyrolyse vollständig recycelt. Selbst beim Branding an den Rennstrecken wird darauf geachtet, dass diese wiederverwendbar sind.
Grünstrom
Die Formel E hat sich zum Ziel gesetzt, den Motorsport zu revolutionieren und einen Beitrag zur Förderung der Elektromobilität und der Reduzierung von CO2-Emissionen zu leisten. Zu Beginn stand die Serie in der Kritik, weil mit einem Glykol-Wasser-Gemisch betriebene Dieselgeneratoren den Strom für das Laden der Fahrzeugbatterien erzeugten. Heute verwendet die Formel E überwiegend grünen Strom aus lokalen Netzen. Wo dies nicht möglich ist, wird Strom aus HVO oder 100-prozentigem Biokraftstoff produziert. Die Formel E ist die erste Rennserie, die in der Saison 2017/2018 eine unabhängige ISO 20121-Zertifizierung für nachhaltige Veranstaltungen erlangte. Seit ihrer Gründung ist sie mehrfach für ihre Nachhaltigkeitsstrategie ausgezeichnet worden.
Wasserspender
Die Formel E ist bemüht, den Wasserverbrauch bei den Events zu reduzieren, indem sie den Zuschauern kostenloses Wasser und wiederverwendbare Gefäße zur Verfügung stellen, um Einwegplastik vor Ort zu reduzieren. Mehr als 290.000 Liter Wasser wurden laut Formel E seit ihrer Einführung in der fünften Saison über Wasserspender verteilt.
Bildungsplattform
Mit „Driving Force“ hat die Formel E im Juni 2024 eine schulbasierte, fächerübergreifende Bildungsplattform gegründet. Schülerinnen und Schüler zwischen 8 und 12 Jahren können weltweit über ein interaktives Online-System auf Lerneinheiten zugreifen, die direkt darauf abzielen, ihr Verständnis für die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Maßnahmen zu verbessern.