WEC

Foto: Porsche
Die 24 Stunden von Le Mans sind der Saisonhöhepunkt der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC (FIA World Endurance Championship), in der Prototypen (Hypercars) und GT-Sportwagen starten.

Inhaltsverzeichnis

Nachhaltigkeitsziele

Die 24 Stunden von Le Mans waren schon immer ein Innovationstreiber für die Automobilindustrie. Viele der beim Langstreckenklassiker erprobten Technologien und Konzepte haben das Potenzial, langfristig auf die Serienproduktion überzugehen. In den vergangenen Jahren sind Nachhaltigkeitsaspekte in den Vordergrund gerückt. Der veranstaltende Automobile Club de l’Ouest (ACO) verfolgt dabei verschiedene Ansätze von der Förderung alternativer Antriebstechnologien über effizientere Reifenkonzepte bis hin zu umfassenden Nachhaltigkeitsprogrammen. „Race to 2030“ soll den CO2-Fußabdruck bis 2030 drastisch reduzieren. Im Jahr 2024 wurde der ACO mit der ISO 20121-Zertifizierung und der 3-Sterne-Umweltakkreditierung der FIA ausgezeichnet.

Nachhaltigkeitspreis

Der ACO hat bereits 2021 einen speziellen Nachhaltigkeitspreis ins Leben gerufen. Dieser Preis würdigt die besten Beiträge der Teilnehmer zum Thema Umweltschutz und wird anhand zweier gleichgewichteter Kriterien vergeben: dem CO2-Fußabdruck und innovativem Handeln, das sich auch im sozialen Umfeld widerspiegelt. Der Preis soll die Teilnehmer dazu ermutigen, durch positive Innovationen zum Schutz des Planeten beizutragen. Er belohnt innovative Wege, um einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft oder die Umwelt zu nehmen. Die Teilnahme ist für alle WEC-Teams verpflichtend, da die FIA/ACO beabsichtigt, alle in die Bewältigung von Klimaproblemen einzubeziehen.

MissionH24

Eine der bedeutendsten Initiativen ist das Projekt Mission H24, ein Joint Venture zwischen dem ACO und H24Project. Seit 2018 arbeitet diese Kooperation daran, Wasserstoff als Treibstoff in der Langstrecken-Weltmeisterschaft zu etablieren. Das Projekt umfasst die Entwicklung von Wasserstoff-Prototypen, die bei den 24 Stunden von Le Mans und in der WEC eingesetzt werden sollen. Langfristig sollen diese Fahrzeuge in der Lage sein, um Gesamtsiege zu kämpfen. In einem ersten Schritt wird ein Prototyp entwickelt, der von den Rundenzeiten her auf dem Niveau der aktuellen GT3-Fahrzeuge liegen soll. 2025 sind erste Testfahrten mit dem futuristisch anmutenden H24EVO geplant, für die Saison 2028 wird eine eigene Wasserstoffklasse angestrebt. 

Strategische Partnerschaften

Der ACO sieht sich als Brückenbauer zwischen Motorsport und Industrie. Clean Hydrogen Partnership, ein von der EU finanziertes Forschungs-Konsortium, unterstützt die Entwicklung der Wasserstoffrennklasse durch Know-how-Transfer aus bestehenden Projekten. Laut ACO sind bei der Entwicklung gewonnene Erkenntnisse auch bereits in Serienprojekte eingeflossen, zum Beispiel in eine neue Generation von Wasserstoffstationen für LKWs. Die Kühlsysteme des Projekts werden in Brennstoffzellen-Generatoren für Baustellen eingesetzt. Hochsensible Leckage-Erkennungssysteme aus dem H24EVO-Projekt finden Anwendung in industriellen Anlagen. Die Mission24H-Prototypen sind auf vielen Ausstellungen wie der Hydrogen Week zu sehen. Im Rahmen des 6-Stunden-Rennens in Spa findet 2025 bereits zum zweiten Mal ein europäisches Wasserstoff-Forum statt. Zudem kooperiert der ACO mit mehreren Universitäten.

Wasserstofftankstelle

Parallel zur Fahrzeugentwicklung entsteht an der Rennstrecke in Le Mans eine modulare Wasserstofftankstelle, die drei Kernanforderungen erfüllen soll: Skalierbarkeit (Kapazität für bis zu 20 Rennfahrzeuge), Portabilität (containerbasiertes Design für den Einsatz bei verschiedenen Rennen der WEC) und Nachhaltigkeit (Bezug von grünem Wasserstoff aus regionalen Power-to-Gas-Anlagen). 

Reifenoptimierung

Michelin, ein langjähriger Partner der WEC und der 24 Stunden von Le Mans, setzt seit mehr als zwei Jahrzehnten auf Nachhaltigkeit in seiner Unternehmensphilosophie. Dies spiegelt sich in der Entwicklung langlebigerer Reifen wider, die während des Rennens weniger oft gewechselt werden müssen. Die Umweltvorteile dieser Entwicklung sind offensichtlich: Weniger verbrauchte Reifen bedeuten weniger Ressourcen für Produktion, Transport und Recycling sowie eine Einsparung von Energie und Rohstoffen. Für den Wasserstoff-Rennprototypen hat Michelin einen Reifen entwickelt, der zu 63 Prozent aus nachhaltigen Materialien besteht. Das langfristige Ziel des ACO sind 100 Prozent nachhaltige Reifen.

Nachhaltige Kraftstoffe

Die WEC verwendet bereits seit der Saison 2022 nachhaltige Kraftstoffe. Die Rennfahrzeuge werden mit dem speziell entwickelten Kraftstoff „Excellium Racing 100“ betrieben, der zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht. Dieser innovative Kraftstoff wird auf Basis von Bioethanol hergestellt, der unter anderem aus Weinrückständen der französischen Landwirtschaft gewonnen wird. Die Umstellung auf den nachhaltigen Kraftstoff hat erhebliche positive Auswirkungen auf die Umweltbilanz der Rennserie. Durch diese Maßnahme konnten die CO2-Emissionen der Rennwagen um rund 65 Prozent reduziert werden.