Dakar

Foto: © Audi
Die Rallye Dakar gilt als härteste Rallye der Welt. Sie ist Teil des FIA Marathonrallye Worldcup (FIA World Cup for Cross-Country Rallies) und wird vom Amaury Sport Organisation (ASO) organisiert.

Inhaltsverzeichnis

Nachhaltigkeitsziele

Die Rallye Dakar hat sich in den letzten Jahren zu einem Labor für nachhaltige Motorsportkonzepte entwickelt. Mit Initiativen wie der Mission 1000, CO₂-neutralen synthetischen Kraftstoffen und kreislauforientierten Materialstrategien setzt die Veranstaltung neue Maßstäbe. Die Integration von Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffantrieben, kombiniert mit rigorosem Abfallmanagement und Aufforstungsprojekten, zeigt, dass auch Marathon-Rallyes einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Diese Transformation wird durch Partnerschaften mit Herstellern wie Astara, Toyota und Repsol vorangetrieben, die innovative Technologien unter realen Bedingungen testen. Bis 2030 plant die ASO  die vollständige Umstellung auf alternative Energien. Zwischenetappenziele umfassen:  50 % erneuerbare Kraftstoffe bis 2026; Einführung von CO₂-Budgets für Teams ab 2027; Verbot von Einwegplastik in allen Servicebereichen bis 2028.

Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft  

Die Rallye Dakar generiert während der 14-tägigen Veranstaltung über 100 Tonnen Abfall – eine Herausforderung, der die Organisatoren mit einem mehrstufigen System begegnen. Ein spezieller Müllwagen begleitet den Renntross und sammelt täglich Abfälle aus Biwaks und Zuschauerbereichen. Seit 2022 kommen adaptierte Sortierstationen zum Einsatz, die Aluminium, Kunststoff, Papier und Sondermüll wie Altöl trennen. Ein Highlight ist das PET-Recyclingprogramm in Peru: Gesammelte Flaschen werden zu wärmenden Decken verarbeitet und an Bedürftige verteilt, was jährlich über 5.000 Decken generiert.  

Reduktion von Einwegplastik  

Durch den Ersatz von Einwegartikeln durch Holzutensilien konnte der Plastikverbrauch in der Verpflegung massiv gesenkt werden. Zudem initiierte Reifenpartner BF Goodrich die „Clean Desert“-Kampagne, bei der nach der letzten Etappe gemeinsam mit lokalen Universitäten Reifen und Schrott geborgen werden.  

Emissionsarme Energieversorgung  

Der Energiebedarf der Biwaks wird zunehmend durch dekarbonisierte Quellen gedeckt. Seit 2023 kommen solarbetriebene Generatoren für 40 % der Beleuchtung zum Einsatz, während Biofuels (HVO100) fossile Diesel in Generatoren ersetzen. Die „Mission 1000 Act II“ testete 2025 erstmals Wasserstoff-Brennstoffzellen zur autarken Energieversorgung von Servicezonen. 

CO₂-Kompensation durch zertifizierte Projekte  

Seit 2009 kompensiert die Rallye organisatorische Emissionen durch Verified Carbon Standard (VCS)-zertifizierte Programme. 2024 wurden 15.000 Tonnen CO₂ über den REDD Madre de Dios-Regenwaldschutz in Peru und ein Biodiversitätsprojekt in Saudi-Arabien ausgeglichen. 

Synthetische Kraftstoffe 

Das Astara-Team demonstrierte 2024 die Reife synthetischer E-Fuels: Mit 100 % erneuerbar erzeugtem Sprit reduzierte es die CO₂-Emissionen um 13,25 Tonnen – äquivalent zu 100.000 Pkw-Kilometern. Die Entwicklung zeigt eine steile Lernkurve: Waren 2022 noch 70 % fossile Anteile im Treibstoff, erreichte man 2023 90 % Renewables und 2024 volle CO₂-Neutralität.

Schmierstoffe

Bei der Dakar 2025 setzte Repsol erstmals Schmierstoffe mit 70 % pflanzlicher Basis ein. Diese biogenen Öle, entwickelt im firmeneigenen Technology Lab, bieten bei reduziertem Fossilanteil gleiche Leistung wie konventionelle Produkte. Der Repsol Toyota Rally Team Hilux T1+ nutzt sie kombiniert mit HVO100-Biofuel, was den Well-to-Wheel-Ausstoß um 60 %** senkte. 

Reifen

TOYO TIRES lieferte 2025 Reifen mit 60 % nachhaltigen Materialien für die Dakar. Die Open Country M/T-R-Modelle integrierten recycelten Kautschuk, Silica aus Reishülsen und rezyklierten Stahl. Besonders innovativ war der Einsatz in der „Mission 1000 ACT 2“: Die SxS-Reifen des Wasserstoffprototyps HySE-X2 nutzten erstmals biobasierte Polymere aus Rizinusöl.

Leichtbau und Ressourceneffizienz  

Audi setzte im 2024 siegreichen RS Q e-tron auf recycelte Karbonfaser für Karosserieteile, die 30 % leichter als Aluminium waren. Zudem kamen im Innenraum recycelte Polyesterstoffe zum Einsatz, die 45 % weniger Wasser in der Produktion verbrauchten. Der Audi RS Q e-tron war das erste Fahrzeug mit einem alternativen Antriebskonzept, das bei der Rallye Dakar einen Gesamtsieg feierte. Der Antrieb des futuristisch anmutenden Prototyps war elektrisch. Die 50 kWh Solid-State-Batterie wurde von einem Energiewandler geladen – im Prinzip einem Range Extender, wie er auch für Serienmodelle diskutiert wird.

Mission 1000

Die Mission 1000 ist eine wegweisende Initiative der Rallye Dakar, die im Rahmen des 2021 eingeführten „Dakar Future“-Programms entwickelt wurde und erstmals 2023 zur Anwendung kam. Sie stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Motorsport dar, indem sie ein Testfeld für innovative, emissionsarme Antriebstechnologien unter extremen Wüstenbedingungen bietet. Die Mission 1000 führt Teilnehmer über eine separate Strecke von insgesamt 1.000 Kilometern, die sich über die gesamte Rallye verteilt. Anders als bei den traditionellen Kategorien steht hier nicht der Wettkampf im klassischen Sinne im Vordergrund, sondern die Erprobung und Weiterentwicklung zukunftsfähiger Technologien. Die Streckenführung durch das anspruchsvolle Terrain Saudi-Arabiens stellt dabei sicher, dass die Fahrzeuge unter härtesten Bedingungen getestet werden – mit Geröll, Sand, Felsen und extremen Temperaturen. Im Rahmen der Mission 1000 sind drei verschiedene Antriebstypen zugelassen, die alle auf eine signifikante Reduzierung von CO₂-Emissionen abzielen: vollständig elektrische Antriebe; wasserstoffbetriebene Fahrzeuge; Hybridtechnologien. 2025 siegte das KH7-ECOVERGY TEAM mit einem wasserstoffbetriebenen Truck.