Ford Performance

Foto: © Ford Performance
Ford Performance demonstriert mit Elektro-Rennprojekten, wie traditionelle Motorsportbereiche klimafreundlicher gestaltet werden können.

Inhaltsverzeichnis

Elektrische Motorsport-Offensive 

Ford Performance hat in den letzten Jahren konsequent elektrische Concept Cars entwickelt, um die Grenzen des Elektro-Motorsports auszuloten und traditionelle Rennserien mit neuen Technologien vertraut zu machen. Diese Strategie ist Teil eines größeren Plans, um Elektrifizierung in verschiedenen Motorsportdisziplinen zu etablieren und gleichzeitig Wissen für die Serienproduktion zu sammeln. 

Botschafter für nachhaltige Mobilität

Die Elektrifizierungsstrategie von Ford im Motorsport verfolgt dabei einen zweifachen Ansatz: Einerseits geht es darum, technologische Erkenntnisse in anspruchsvollen Rennumgebungen zu gewinnen, andererseits sollen die elektrischen Rennfahrzeuge als Botschafter für nachhaltige Mobilität dienen. Ford geht es  darum, etwas über die Technologie in einer bestimmten Motorsportdisziplin zu lernen, aber auch darum, diese Technologie den Fans und potenziellen Kunden in dieser Form des Motorsports vorzustellen, um auch ihre Reaktion einzuschätzen und sie auf diese Reise mitzunehmen. 

Historischer Kontext

Ford hat eine bemerkenswerte Geschichte mit unkonventionellen Rennfahrzeugen, die bis ins Jahr 1971 zurückreicht, als der erste SuperVan durch die Kombination eines Transit mit Ford-GT40-Technik entstand. Diese Tradition des „Unkonventionellen“ setzt Ford nun mit seinen elektrischen Rennprojekten fort, wobei der Fokus auf Hochleistungs-Elektroantrieben liegt, die den Verbrennermodellen in puncto Leistung und Spektakel in nichts nachstehen. Der elektrische Mustang Mach-E NASCAR Prototyp mit drei Motoren und 1.360 PS Leistung sowie der für den Pikes Peak entwickelte SuperVan 4.2 mit 1.400 PS zeigen, dass elektrische Antriebe im Motorsport nicht nur umweltfreundlicher sind, sondern auch beeindruckende Leistungen bieten können. 

Mustang Mach-E NASCAR Prototyp

Der Mustang Mach-E NASCAR Prototyp stellt eine besonders mutige Initiative dar, da er in eine der traditionsreichsten und V8-fixiertesten Rennserien der Welt eindringt. NASCAR ist in den USA eine immens populäre Rennserie, die für ihre großvolumigen V8-Saugmotoren bekannt ist und deren Fans überwiegend traditionell eingestellt sind. Der elektrische NASCAR-Prototyp verfügt über drei Elektromotoren, die gemeinsam eine beeindruckende Leistung von 1.360 PS entwickeln können. Um Vertrautheit und Akzeptanz zu fördern, hat Ford zahlreiche Komponenten vom aktuellen Cup-Series-Rennwagen übernommen, darunter Fahrwerk, Bremsen, Lenkung und Räder. Der Prototyp ist mit einer flüssigkeitsgekühlten 78-kWh-Batterie ausgestattet, die für Demonstrationsfahrten ausreicht, jedoch nicht für vollständige NASCAR-Renndistanzen von bis zu 320 Kilometer konzipiert ist. Diese technische Konfiguration ähnelt dem von ABB entwickelten EV-Prototypen, der in Zusammenarbeit mit NASCAR entstanden ist. 

SuperVan 4.2

Parallel zum NASCAR-Projekt hat Ford Performance den SuperVan 4.2 entwickelt, eine weiterentwickelte Version des SuperVan 4, der auf dem E-Transit Custom basiert. Dieser elektrische Rennvan wurde speziell für den berühmten Pikes Peak International Hill Climb konzipiert, ein legendäres Bergrennen in Colorado mit 156 Kurven auf einer Strecke mit extremen Höhenunterschieden. Die Geschichte des elektrischen SuperVans begann 2022, als Ford in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Renn-Spezialisten STARD und den Ford-Designern in Köln den ersten elektrischen SuperVan mit 2.000 PS und vier Motoren entwickelte. Beim Goodwood Festival of Speed bewies der SuperVan 4 mit dem Bergrenn-Spezialisten Romain Dumas am Steuer bereits sein Potenzial und schlug diverse Rennautos und Supersportwagen. Für den Einsatz am Pikes Peak wurde der SuperVan grundlegend überarbeitet und zum SuperVan 4.2 weiterentwickelt. Dabei entschieden sich die Ingenieure, die Anzahl der Motoren von vier auf drei zu reduzieren – ein Motor treibt die Vorderachse an, zwei die Hinterachse[5]. Diese Konfiguration liefert immer noch beeindruckende 1.400 PS Systemleistung. Die Reduktion der Motorenzahl dient der Verbesserung des Leistungsgewichts, was besonders bei Bergrennen von Vorteil ist und auch bei der Entwicklung zukünftiger Serienfahrzeuge große Bedeutung hat.

Bedeutung für den Klimaschutz

Die elektrischen Rennprojekte von Ford Performance haben über den reinen Showeffekt hinaus eine wichtige Bedeutung für den Klimaschutz im Motorsport. Sie demonstrieren, dass elektrifizierter Motorsport nicht nur umweltfreundlicher sein kann, sondern auch spektakuläre Leistungen und aufregende Rennen bietet.

Technologietransfer

Elektrifizierte Rennprojekte dienen als Testlabore für Technologien, die später in Serienfahrzeugen eingesetzt werden können. Die extremen Bedingungen im Motorsport – sei es beim Pikes Peak Hill Climb oder bei NASCAR-Demonstrationsfahrten – fordern die Batterietechnologie, Thermomanagement und Leistungselektronik bis an ihre Grenzen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Entwicklung besserer Elektro-Serienfahrzeuge ein, was langfristig zur Reduktion von Emissionen im Straßenverkehr beiträgt.

Bewusstseinsbildung bei Motorsport-Fans

Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Bewusstseinsbildung bei traditionellen Motorsport-Fans. Indem Ford elektrische Fahrzeuge in traditionellen, verbrennerdominierten Rennserien wie NASCAR präsentiert, werden auch konservative Motorsport-Enthusiasten mit Elektromobilität konfrontiert. Mark Rushbrook von Ford Performance betont diesen Aspekt, wenn er davon spricht, Fans und potenzielle Kunden „auf diese Reise mitzunehmen“. In den USA, wo der Klimaschutz oft polarisiert diskutiert wird, kann die Präsentation überlegener elektrischer Leistung im geliebten NASCAR-Kontext Vorurteile abbauen und die Akzeptanz für elektrische Fahrzeuge erhöhen. Dies gilt besonders für Regionen wie den Süden der USA, wo NASCAR eine fast religiöse Bedeutung hat.

Graduelle Transformation

Die realistische Einschätzung, dass ein vollständig elektrischer NASCAR-Rennbetrieb in naher Zukunft unwahrscheinlich ist, zeigt, dass Ford einen pragmatischen Ansatz verfolgt. Statt eine sofortige vollständige Umstellung zu fordern, setzt Ford auf graduelle Veränderungen und Demonstrationsprojekte, die langfristig Akzeptanz schaffen können. Dieser Ansatz respektiert die Tradition des Motorsports und seiner Fans, arbeitet aber dennoch auf eine klimafreundlichere Zukunft hin.