Pionierarbeit
Mit Hybrid- und Vollelektrokonzepten in der Formel E, bei den 24 Stunden von Le Mans und der Rallye Dakar war und ist Audi ein Pionier für nachhaltigen Motorsport. Der Einstieg in die Formel 1 ab 2026 ist der nächste konsequente Schritt auf diesem Weg. Der Technologietransfer vom Motorsport zur Serienproduktion hat bei der Marke mit den vier Ringen schon immer eine große Rolle gespielt. Mit elektrischen Prototypen wie dem Audi e-tron Vision Gran Turismo und dem Audi S1 Hoonitron für den unvergessenen Ken Block hat die Marke gezeigt, wie elektrische Antriebe den Motorsport revolutionieren können.
Audi e-tron Vision Gran Turismo
Der 2018 vorgestellte Audi e-tron Vision Gran Turismo markierte eine Zäsur in der Prototypenentwicklung. Als erstes voll funktionsfähiges Konzeptfahrzeug, das sowohl im Videospiel „Gran Turismo“ als auch auf realen Rennstrecken einsatzfähig ist, vereint es digitale Vision und ingenieurstechnische Präzision. Mit drei Elektromotoren – einem an der Vorderachse und zwei an der Hinterachse – erreicht der Zweisitzer eine Systemleistung von 1.094 PS und ein Drehmoment von 1.001 Nm. Diese Konfiguration ermöglichte eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden. Eingesetzt wurde der Audi e-tron Vision Gran Turismo unter anderem als Renntaxi im Rahmen von Formel-E-Rennveranstaltungen.
Audi S1 Hoonitron
Der Audi S1 Hoonitron, entwickelt für den unvergessenen Drift-Künstler Ken Block, zeigt, wie elektrische Antriebe Extremfahrmanöver neu definieren. Basierend auf dem Design des legendären Audi Sport quattro S1 kombiniert der Prototyp historisches Styling mit futuristischer E-Technologie. Zwei Motor-Generator-Einheiten (MGU) aus dem Rennsport – je eine pro Achse – liefern insgesamt 680 PS und 640 Nm Drehmoment, gesteuert über ein vollvariables Allradsystem. Mit einem Radstand von unter 2,4 Metern und einem Federweg von 200 mm ist der Hoonitron auf extreme Manövrierfähigkeit ausgelegt. Die 800-Volt-Batteriearchitektur, bestehend aus vier modularen Einheiten à 14,4 kWh, ermöglicht trotz der kompakten Abmessungen eine ausreichende Energieversorgung für intensive Drift-Sessions.
Elektrifizierung im professionellen Rennsport
Bereits 2012 revolutionierte Audi die Langstreckenrennen mit dem R18 e-tron quattro**, dem ersten Hybridfahrzeug, das Siege bei den 24 Stunden von Le Mans einfahren konnte. Der Antriebsstrang kombinierte einen 3,7-Liter-TDI mit einem 60-kW-Elektromotor an der Vorderachse, was einen temporären Allradantrieb ermöglichte. Von 2017 bis 2022 engagierte sich Audi in der FIA Formel E, um Erkenntnisse für die Großserie zu sammeln. Das Werksteam Audi Sport ABT Schaeffler nutzte die Rennserie, um Software für Energiemanagement und Rekuperation zu verfeinern, die später in den e-tron-Straßenmodellen Anwendung fand. 2024 schrieb Audi Motorsportgeschichte, als der RS Q e-tron als erstes elektrifiziertes Fahrzeug die Rallye Dakar gewann. Der Antriebsstrang kombinierte einen 2,0-Liter-TFSI als Range Extender mit zwei Formel-E-Motoren und einer Hochvoltbatterie, die über Solarpanels während der Fahrt geladen wurde. Trotz der Hybridarchitektur erreichte das Fahrzeug eine CO₂-Reduktion von 60 %, auch durch den Einsatz von reststoffbasiertem reFuel. Mit dem Sieg bei der Rallye Dakar bewies Audi, dass die Technologie auch unter extremen Bedingungen funktioniert.
Technologietransfer
Audis Motorsportprojekte fungieren als beschleunigte Entwicklungsplattform. Die im e-tron Vision Gran Turismo erprobte Thermomanagement-Strategie für Batterien floss direkt in den e-tron GT ein, während die Softwarearchitektur des Hoonitron Grundlage für das Torque-Vectoring-System aktueller Audi e-tron-Modelle wurde. Der Dakar-Prototyp RS Q e-tron wiederum trieb die Entwicklung kompakterer Leistungselektronik voran, die nun in der Q6 e-tron Baureihe zum Einsatz kommt.
Bewusstseinswandel bei Motorsport-Fans
Indem Audi elektrische Fahrzeuge in traditionell verbrennerdominierten Disziplinen wie der Rallye Dakar oder Drift-Veranstaltungen platziert, adressiert es gezielt skeptische Zielgruppen. Der Hoonitron erreichte mit Kens Blocks „Electrikhana“-Video über 4,5 Millionen Aufrufe, wobei 78 % der Kommentare laut Social-Media-Analysen positiv auf die elektrische Performance reagierten.
Einstieg in die Formel 1
Der Einstieg in die Formel 1 mag auf den ersten Blick ein Widerspruch zur bisherigen Strategie des Unternehmens sein. Da der Anteil der Elektrifizierung ab der Saison 2026 jedoch auf fast 50 Prozent ansteigt und die zukünftigen Formel-1-Boliden über 350 kW elektrische Leistung verfügen, profitiert das Unternehmen im Bereich der E-Mobilität dennoch weiter vom Motorsport. Im Bereich der Batterietechnik herrscht in der Formel 1 ein freier Wettbewerb, was Entwicklungen beschleunigt.